Ein frischer Anstrich für ein neues Leben.
Gertrud B. sitzt auf ihrer neuen Sofagarnitur in ihrem Wohnzimmer. Die Farbe für die Wand hat sie sich selber ausgesucht, ein freundliches, zartes Gelb. Vor wenigen Wochen noch blickten Reste vergilbter Blümchen-Tapete auf grauem Putz dem Besucher entgegen. Besuch hatte Gertrud B. schon 14 Jahre nicht mehr. Solange, wie ihr Mann und sie die Wohnung nicht mehr verlassen haben. 14 Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt, kein Spaziergang, kein Einkauf, kein Gespräch mit Nachbarn. Ein Kaufmann brachte einmal die Woche Lebensmittel, entsorgte den Müll und holte Geld, wenn wieder etwas gebraucht wurde. Niemand sonst hatte die letzten Jahre Kontakt zum Ehepaar B. Erst als nichts mehr ging, der todkranke Ehemann im Zuckerschock lag, holte Gertrud B. Hilfe. Bodo, ihr Mann wollte es so. „Ach warte noch, hat er immer gesagt, vielleicht wird es wieder besser“, erzählt die 72-Jährige. Einen Tag später ist er gestorben. Der an Diabetes erkrankte Mann hatte seit Jahren kein Insulin mehr genommen. Durch Umwege kam Gertrud B. dann zur mofa.
Beim ersten Hausbesuch stellte sich heraus: es gab keine Handtücher, kein Geschirr, keine Kleidung, kein Bett. Selbst das Bad samt Toilette blieb jahrelang ungenutzt. Martina Schönball, Geschäftsführerin der mofa, war erschüttert. Nach und nach bekommt das alte Leben von Frau B. dank mofa einen neuen Anstrich. Nun strahlt sie wieder mit schicker Frisur, hübscher Bluse und einer Perlenkette um den Hals. mofa hat Gertrud B. geholfen wieder Lebensmut zu fassen. Vom Sofa aus beobachtet sie wie mofa-MitarbeiterInnen und Möbelpacker einen neuen Schrank und endlich ein Bett bringen. Jetzt muss sie nicht mehr auf dem Boden schlafen. So langsam lernt Gertrud B. wieder aufrecht zu gehen. Ihre Bezugspflegerin Elke nimmt sie dabei an die Hände und führt sie, ein, zwei Schritte, mehr noch nicht.
Das Gehen fällt ihr noch schwer. Schließlich hat sie sich jahrelang nur auf allen Vieren durch die Wohnung bewegt, in Augenhöhe mit ihrem Ehemann, der seine Beine nicht mehr gebrauchen konnte. Die Mitarbeiterin hat ihr ein Telefon mitgebracht, ein weiterer Draht zur Außenwelt. Ganz langsam tippt die 72-Jährige die Nummer der mofa. Martina Schönball geht ran. „Wie geht es Ihnen?” „Ach, Frau Schönball, ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie das für mich tun, mir so helfen. Nur schade, dass mein Bodo das nicht sehen kann.” „Doch, vom Himmel aus, Frau B.“
